Onefoot Sprünge waren mir schon immer suspekt. Mit nur einem Fuss in der Bindung durch die Luft zu fliegen ist doch komplett verrückt! Was, wenn man dabei die Landung vergeigt? Reisst man sich dann nicht sämtliche Bänder ab und sprengt sein Knie? Mir graust diese Vorstellung! Irgendwie sind Onefooted Airs aber auch faszinierend. Vor einem Vierteljahrhundert waren sie mega-in.
Einer der Onefoot-Pioniere war der Österreicher Peter Hauser. Vor 27 Jahren (1992) sorgte er damit in einem deutschen Snowboardmagazin für Aufsehen. Das war damals Grund genug, mir das einmal live anzuschauen. Seinerzeit gab es noch kein Facebook, also organisierte ich mir Peters Telefonnummer und verabredete mich mit ihm zu einem Fotoshooting. Im April 1995 machte ich mich auf den Weg in das kleine Kärntner Skigebiet Koralpe, Heimatrevier von Peter Hauser. Was ich dort erlebte, sollte mir den Atem verschlagen…
Mittlerweile hat Peter Hauser, der sich selbst als „Pionier der Windsurf- und Snowboardszene“ sieht, all seine Boards an den Nagel gehängt. Er wollte etwas Neues erleben, und so hat er einfach von einem Tag auf den anderen die Sportart gewechselt. Heute machen den 55-jährigen Lavanttaler Bezirkspolizeikommandanten Bike-Expeditionen in der Wildnis von Afrika, Nord- und Südamerika mehr an. Oder Ironman-Teilnahmen.
Pink mit gelben Sternen – das war Peter Hausers „Signature-Farbe“.
Damals, als ich ihn 1995 in Österreich besucht hatte, war Peter Hauser noch 31 Jahre alt und Vize-Polizeichef. Seine „Signature-Farbe“ war pink mit gelben Sternen. Und so erschien er zum Fotoshooting in einem pinkfarbenen Sweatshirt mit gelben Sternen. Und schwarzen Leggins. Dazu ein weisser Windsurf-Helm. Nicht gerade coole Klamotten in einer Zeit, in der Baggy Pants mega-in waren! Mit dabei war noch einer seiner Snowboard-Kumpels. Bei ein paar Turns im Koralpe-Skigebiet bekam ich schnell den Eindruck, dass Peter einen etwas eigenwilligen Fahrstil hatte. Nach kurzer Zeit waren wir dann aber an „seinem Spot“: Dem Backflip-Kicker!
Der Backflip-Kicker
Eine steile Anfahrtsspur führte durch eine Senke zu einer vier Meter hohen Quarterpipe, aus der Peter sich senkrecht in die Luft raus katapultieren wollte. Skurrilerweise bestand die Landung nicht aus einem Steilhang, sondern aus einem komplett flachen Plateau, das auch noch steinhart war! Um das Ganze etwas „aufzulockern“, zerstiess Peter mit seinem Kumpel diesen steinharten Schnee mit einer Schaufel zu einem Meer von Eisbrocken. Das war echt der reinste Wahnsinn! Perfekt geeignet, um sich bei der Landung die Knie zu zerschiessen und alle Bänder abzureissen!
Peter liess das kalt, und so fing er an zu springen. Ein paar Rocket Air Backflips zum Aufwärmen… Moment! Rocket Air Backflips? Das sind doch zwei komplett gegenläufige Bewegungsabläufe! Nicht für Peter. Der hat den Rocket Air sogar double-handed gemacht, die Board-Nose bis zum Brustbein gezogen. Beim Backflippen! Ich habe bis heute nicht verstanden, wie er das gemacht hat.
Rocket Air Backflip: Während sich Peter mit seinem Körper nach hinten schmeisst, lehnt er sich nach vorne und zieht die Board-Nose bis zur Brust. Wtf?!?
Dann die Sprünge, auf die ich gewartet hatte: Peter ballert schuss die knüppelharte Anfahrt runter, auf die vier Meter hohe Quarterpipe zu. Mit dem hinteren Fuss in der offenen Bindung stehend. Dann katapultiert er sich in die Luft, fünf Meter hoch. Kopfüber. Double-handed Rocket Air, und dabei einen Fuss zur Seite gestreckt! Gelandet! Auf dem Board! Aus fünf Metern Höhe ins Flat, in ein Meer aus steinharten Schneeklumpen! Ganz cool steigt Peter aus seiner Bindung und stapft wieder den Anfahrtshang hoch. Als ob dies das Normalste der Welt wäre. Die Kamera noch im Anschlag, ringe ich um Fassung. Kein einziges seiner Bänder ist gerissen, nicht mal weh getan hat er sich. Dann beweist Peter, dass er diesen Wahnsinn wirklich beherrscht: Einen Onefoot Backflip nach dem anderen macht er, alle sauber gelandet!
Onefooted Backflip
Als krönenden Abschluss zeigt mir Peter dann noch seinen Double Backflip, mit beiden Beinen fest in der Bindung. Auch das war seinerzeit schon spektakulär. Nur den Triple Backflip will er mir noch nicht vorführen, denn den beherrscht er noch nicht sicher…
Das war 1995. Vor einem Vierteljahrhundert!